So ein schönes Endspiel-Thementurnier

So ein schönes Endspiel-Thementurnier

Wir hatten ja ein wirklich schönes Thementurnier Endspiel am letzten Dienstag, so dass ich gerne darüber berichte.

Wir haben fünf Runden 20 Minuten Partien gespielt. Victor hatte 16 Endspielstellungen aus seiner Sammlung ausgewählt, aus denen wir für jede Runde zufällig eine Stellung gezogen haben. Auch Victor hat sie nicht vorher analysiert. Alle Stellungen hatten einen leichten bis mittleren Vorteil für eine Seite, so dass nach Los entweder um Sieg oder um das Remis gekämpft wurde. Da ich nicht immer wusste ob ich im Vorteil oder im Nachteil war habe ich einfach immer um den Sieg gekämpft.

Los ging es mit dieser Stellung und Schwarz am Zug:

Ich hatte das mit Weiß gegen Raymond. Schwarz hat offenbar etwas Vorteil wegen der aktiven Figuren und dem Läuferpaar. Für Weiß geht es darum ermal seine Figuren aktiver ins Spiel zu bekommen, vor allem den Springer und die Türme. Auch muss der König aktiviert werden. Raymond jedenfalls hat mit 1…. a6 erstmal defensiv angefangen, was eigentlich immer fehlerhaft ist. Ich habe mit 2. f3 geantwortet, um den ekelhaften Lg4 einzuschränken und zu vertreiben. Daher hätte ich, hätte ich Schwarz gehabt und damit den ersten Zug, mit 1… Le2 2.Te1 Ld3 versucht meinen Läufer aktiv zu halten. Der Computer regelt das mit dem trockenen 1….Te8 und 2.f3 ist erstmal nicht möglich.

Die zweite Stellung war diese, auch hier Schwarz am Zug.

Die Stellung hat vielleicht einen minimalen Vorteil für Schwarz. Aber eigentlich ist das ganze Remis meiner Meinung nach. Ich hatte das gegen Victor und habe versucht mit 1……h6 und 2…..g5 am Königsflügel Aktivität zu entwickeln. Geträumt habe ich von dem Springer auf c4 (greift die Bauern a3 und e5 an und steht auch sonst großartig), aber keine Möglichkeit gesehen, dort hin zu gelangen, da nach 1…. Sd7 2. Ld4 folgt und der Läufer das Zwischenfeld b6 überdeckt. Daher die Aktivität am Königsflügel. Victor hat sich aber gut gegen meinen Angriff verteidigt und wir haben uns auf Remis geeinigt. Dem Computer fällt zu der Stellung aber auch nichts ein.

Die dritte Stellung war diese, mit Weiß am Zug.

Ich hatte sie mit Weiß gegen Alexander. Der Computer sagt +0,9. Eigentlich eine typische Stellung nach der Berliner Verteidigung. Weiß muss auf dem Königsflügel vorrücken, Schwarz am Damenflügel seine dortige Bauernmehrheit in Bewegung bringen. Für Weiß heißt das also z.B. h4 und h5, was Schwarz dann mit seinerseitigem h6 stoppt. Dann als Weißer mit beiden Türmen auf den Bauern g7, idealer Weise einem Turm in der Lücke auf g6. So könnte es gehen, der Plan ist von Ralf. Meine Partie selbst habe ich dann nach Erreichen einer gewonnenen Stellung krass eingestellt - war aber nicht so schlimm.

Die vierte Stellung war diese, mit Weiß am Zug.

Der Computer behauptet hier -1,4 für Schwarz. Ich selbst hatte nach 1.f4 von Shah ziemliche Probleme, auch wenn der Computer danach auf -2,2 steigt. Der Plan von Schwarz muss jedenfalls sein am Damenflügel mit König und Läufer anzugreifen und dort günstigstenfalls einen Bauern durchzubringen.

Und die letzte Stellung war diese, mit Weiß am Zug.

Aus meiner Sicht die eindeutigste Stellung der fünf Aufgaben. Ich hatte netter Weise Weiß gegen Ralf in der Stellung und habe mit 1 Tb5 f6 2. Tb7 erstmal den König aus dem Spiel aussperren können. Das Spiel hätte ich dann auch fast gewonnen, wenn ich nicht auf einen der Schummeltricks von Ralf reingefallen wäre - hätte, hätte, Fahradkette. Egal.

Victor hat das Turnier mit 4,5 Punkten aus fünf Partien klar gewonnen, was - ich versichere es - nichts mit seiner Stellung als Turnierleiter noch als Aufgabenaussucher zu tun hatte. Er ist eben einfach gut.

Für mich war es ein riesen Spass mit gleichzeitig großem Lerneffekt. Und ich werde zukünftig Turnierpartien auch eher ausspielen. Wir werden sowas wohl bald wiederholen.

Am nächsten Dienstag, dem 10´ten Dezember, haben wir dann Weihnachtsfeier, wozu jedermann herzlich eingeladen ist. Schließlich ist ja Weihnachten. Und Schach gespielt wird an dem Abend auch - ich kenne die Jungs und Mädels.