Bezirksliga B: Blankenese II vs. Wedel

Bezirksliga B: Blankenese II vs. Wedel

Die Zeit, sei es als Bedenkzeit, Karenzzeit, Tempo oder Zeitvertreib, ist ein relevantes Element im Schach. Eindrucksvoll belegt wurde dies in unserem Auswärtsspiel bei Blankenese 2 am 15.02.2023. Beide Mannschaften traten fast in Bestbesetzung an, so dass spannende Spiele und ein enges Ergebnis erwartet werden durfte. Beide Erwartungen wurden voll erfüllt. Diesmal konnte ich Jürgen als Ersatz für Uli einsetzen und Blankenese setzte Gerhard ein. Sie spielten gegeneinander und hatten so vor ihrer Partie noch Zeit sich über vergangene Zeiten auszutauschen.

Ungewöhnlich war, dass zu Spielbeginn um 19:00 Uhr nur vier Bretter besetzt waren. Die anderen Bretter füllten sich langsam aber sicher und gegen 19:40 Uhr waren alle Bretter besetzt. Sagte ich alle Bretter? Nein, ein einsames Brett 2 wartete noch bis 20:00 Uhr vergeblich auf den zweiten Spieler und Norbert, der gern gegen Holm gespielt hätte, streichte einen kampflosen Punkt ein.

Zum 100. Geburtstag der „Schachvereinigung Blankenese von 1923 e.V.“, konnte ich das natürlich so nicht stehen lassen und vergeigte Sang und Klanglos meine Partie, so dass Blankenese zum 1:1 aufschließen konnte. GM Jan Gustafsson ist Schöpfer der tiefen Wahrheit: “Chess is a constant struggle between my desire not to lose and my desire not to think.” Bei mir hatte eindeutig die Sehnsucht nicht zu denken überwogen.

Entspannt aus dem Urlaub zurück spielte Jürgen an Brett 5 die Colle Eröffnung, die Alfred ebenso entspannt entschärfte. In ausgeglichener Stellung einigte sich beide auf ein Remis.

An Brett 3 sorgte ein Qualitätsverlust von Henning für Spannung. Für die Minusqualität hatte Henning das Läuferpaar und einen Bauer. Hier könnte wohl von einem dynamischen Gleichgewicht gesprochen werden, das Henning jedoch gekonnt zu seinen Gunsten in ein dynamitartiges Ungleichgewicht verwandeln konnte.

Dieser Grund zur Freude für uns wurde durch die Stellung an Brett vier deutlich getrübt. Obwohl Shah ein Meister in der Verwaltung schlechter Stellungen ist, gab hier keinen Grund zur Hoffnung. Sein Gegner ließ nichts anbrennen und schloss die Partie mit einem sehenswerten Mattangriff ab.

Nun waren wir aber wieder an der Reihe zu punkten. Jan zog seinen Bauern nach e4 und änderte damit radikal die Stellung. Plötzlich war die Partie sehr unübersichtlich und es gab eine Reihe taktischer Möglichkeiten. Der Zeitpunkt der Stellungstransformation war gut gewählt, da Jans Gegner nur noch etwa 9 Minuten auf der Uhr hatte. Die kurze Analyse nach der Partie ergab kein eindeutiges Urteil darüber, wie Jans Gegner auf den Bauernvorstoß richtigerweise hätte reagieren sollen. Richtig war auf jeden Fall, dass Jan schon vor dem Bauernvorstoß in oberflächlich betrachtet ausgeglichener Stellung zwei Remisangebote ablehnte. Mit schönen taktischen Motiven brachte Jan seinen Gegner dazu aufzugeben, sodass wir wieder in Führung gingen.

Aber auch diese Führung währte nicht lange. An Brett acht war schon länger absehbar, dass Jürgen die Partie wohl nicht halten können würde. Wahrscheinlich fand Gerhard nicht den schnellsten Weg Jürgen eine Niederlage beizubringen und Jürgen verteidigte sich auch zäh, aber am Ende ließ sich kein halber Punkt mehr rausquetschen.

Beim Stand von 3,5:3,5 spielte Victor an Brett ein ausgeglichen aussehendes Endspiel, in dem er vielleicht etwas bequemer Stand. Es entwickelte sich ein dramatisches Finale, dass in einem wilden Zeitnotgefecht endete. Hier wurde wirklich alles geboten. Den Kulminationspunkt erreichte die Partie, als Victors Gegner seinen Springer so stellte, dass dieser durch Victors Läufer gefesselt und abgeholt werden konnte. Benjamin sah das sofort, hatte die Figur aber zu seinem Pech schon losgelassen. Die Stellung war nun eindeutig gewonnen für Victor, aber mit ca. 10 Sekunden auf der Uhr schaffte er es nicht mehr rechtzeitig Matt zu setzen und überschritt die Zeit. Da sein Gegner aber nur noch den nackten König auf dem Brett hatte wurde die Partie Remis gegeben.

Die Begegnung zwischen Blankenese II und Wedel endetet also mit einem wie ich finde gerechten 4:4.

Runde 3
Blankenese II 4 4 Wedel I
Burgtorf,B ½ : ½ Lamzin,V
Schröder,H. - : + Reimann,N.
Engelhardt,W 0 : 1 Neu,H
Steinwender 1 : 0 Hotaki,M.
Manke,A ½ : ½ Nikodem, J.
Tarbiat,B. 0 : 1 Bartels,J
Hashem,B. 1 : 0 Toepfer,R
Kraft,G. 1 : 0 Jürs,J.

Nun haben insbesondere Ralf und Shah Zeit bis zum 31.03. um über ihr (Schach-)Leben nachzudenken, bevor wir in der Schellingsstaße gegen die legendäre Mannschaft von HSK XI antreten dürfen.