Nepo gewinnt Kanidatenturnier, Ding wird Zweiter

Ian Nepomniachtchi hat das Kandidatenturnier 2022 souverän mit 9 ½ aus 14 Partien gewonnen. Schon in der Vorschlussrunde stand sein Sieg fest. Um Platz Zwei gab es in der letzten Runde eine Art Stichkampf zwischen Hikaru Nakamura und Ding Liren. Ding gewann.

Wer geglaubt hatte Nepo würde in der zweiten Hälfte des Kandidatenturniers einbrechen sah sich getäuscht. Sechs Remis und ein Sieg gegen Firouzja reichten für den Gesamtsieg, zumal sich seine Konkurrenten gegenseitig ausschalteten.

Die Siegpartie gegen Firouzja spielte Nepo die russische Eröffnung, wie die letzten fünf der sieben Schwarzpartien im Turnier. Von diesen fünf gewann er zwei und remisierte drei. Ich hätte ja gegen Nepo nicht mit 1.e4 eröffnet. Er scheint da schwer zu schlagen zu sein. Firouzja findet einen interessanten Weg mit der russischen Eröffnung umzugehen (jedenfalls für mich ungewöhnlich), aber Nepo konnte er damit offenbar nicht wirklich überraschen. Firouzja riss dann im 15´ten Zug seinen Königsflügel auf und stürmte nahezu romantisch mit den Königsbauern vor, war allerdings noch nicht vollständig entwickelt. Sein König geriet unter Beschuss, Nepo erarbeitete sich eine gewonnene Stellung und verwandelte.

Die Partie Firouzja gegen Nepo hier:

Das Turniercomeback der zweiten Hälfte gab Ding. In der ersten Hälfte war Ding mit einer Verlustpartie gegen Nepo und dann sechs Remis gestartet. Zu Beginn der zweiten Hälfte remisierte Ding gegen Nepo, um dann der Reihe nach Duda, Rapport, und schließlich Caruana zu schlagen. Er war nach der elften Runde in Schlagdistanz zu Nepo – verlor dann aber in der zwölften Runde eine Weißpartie mit einer Fülle von nicht so guten Zügen gegen Radjabov. Dadurch reichte Nepo in der dreizehnten Runde ein Remis zum Gesamtsieg, was er dann ja auch klarmachte.

Ding war vor der Schlussrunde einen halben Punkt hinter Nakamura, es gab ein Duell um den zweiten Platz. Nakamura benötigte nur ein Remis, schien jedoch nicht auf der Höhe und verlor relativ glatt. Er selbst kritisiert auf seinem Youtube Kanal er habe zu schnell gespielt und sei mental nicht auf der Höhe gewesen. Auf jeden Fall ließ Nakamura jede Menge Remischancen liegen und machte uninspirierte Züge, was Ding mit gutem Spiel zum Sieg ausnutzte. Damit war Ding Zweiter.

Diese etwas rätselhafte Partie von Ding gegen Naka aus der Schlussrunde hier:

Fabiano Caruana, der nach der Hinrunde noch auf Platz Zwei gelegen hatte, veränderte seinen Stil und spielte wesentlich riskanter als man es von ihm kennt – das ging nach hinten los. Von den ersten vier Partien der Rückrunde verlor Caruana tatsächlich drei Stück, alleine gegen Nepo spielte er Remis, was den Abstand zur Führung auch nicht verkleinerte. Am Ende landete er auf Platz fünf und unter 50%. Den veränderten Stil sah man gleich in der ersten Partie der Rückrunde gegen Nakamura, als Caruana auf f2 zwei Figuren gegen den Turm tauschte. Als der schwarze Angriff erlahmte war waren die zwei Figuren einfach stärker.

Die Partie von Naka gegen Caruana hier:

Man muss dazu bemerken, dass Caruana nie davon ausging, dass Magnus Carlsen seinen Titel nicht verteidigt. Daher hat er auf Platz 1 gespielt. Die meisten Spitzenspieler denken offenbar, dass der zweite Platz nichts wert ist. Man weiß es aber nicht, eventuell gibt es für Ding die Hintertür zum WM Kampf.

Auf jeden Fall nervt es etwas, wenn der beste Schachspieler der Welt und aktuelle Weltmeister Magnus Carlsen es sich vorbehält, ob und gegen wen er antritt. Es ist zwar verständlich, nach vier gewonnenen WM Kämpfen nicht mehr ganz so scharf auf einen Weiteren zu sein. Aber dann soll er seine Entscheidung verkünden, damit sich die Schachwelt und nicht zuletzt Ding Liren darauf einstellen kann.

Die restlichen Supergroßmeister zeigten jedenfalls in der zweiten Turnierhälfte Alle, dass sie auch Partien gewinnen können. Es ging wild Hin und Her, Jeder schlug Jeden. Am Ende hatte Jeder außer Nepo eine Verlustpartie. Aber es hatte auch Jeder mindestens eine Partie gewonnen.

Wir müssen jetzt leider abwarten was der Weltmeister will.